Floridsdorfer Frauen*café
Burschen* und junge Männer* agieren bei der Aneignung öffentlich nutzbarer Flächen teils dominanter, Mädchen* und Frauen* werden tendenziell aus diesen Räumen verdrängt. Zudem gibt es im Karl Seitz Hof und Umgebung wenige Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung ohne Konsumzwang. So entstand die Idee eines Projekts für Mädchen* und Frauen*, um Raum zum Austausch und Unterstützung bei Problemen zu bieten sowie geschlechtsspezifischen Benachteiligungen entgegen zu treten.
Seit 2011 veranstaltet JUVIVO.21 wir das Café, seit November 2012 in Kooperation mit wohnpartner-Team 21.
Zielsetzungen des Projekts
Ziele des Projekts sind die Erweiterungen der Handlungsmöglichkeiten, die Unterstützung bei Problemen, die Förderung eines selbstbestimmten Lebens sowie die Stärkung des Selbstbewusstseins von Mädchen* und Frauen* aus sozial benachteiligten Sozialstrukturen. Niederschwelligkeit und Kostenfreiheit helfen, die Zielgruppe zu erreichen. Aufbauend auf bestehende Kontakte zu Mädchen* und jungen Frauen* werden diese intensiviert und neue Kontakte geknüpft.
Durch die Bereitstellung von Zeit, Raum und Ressourcen können frauen*- und lebensweltspezifische Anliegen thematisiert werden. Das Hinterfragen und Bearbeiten klassischer Rollenbilder und Rollenerwartungen erachten wir dabei als besonders wichtig. Zudem fördern wir gemeinsame Aktivitäten aller Nutzerinnen* durch das Kennenlernen, den Austausch und das Entdecken von Gemeinsamkeiten.
Café
Jeden zweiten Montagvormittag (9:30-12:30) bietet das Café einen geschützten Raum zum Austausch und zur gemeinsamen Aktion. Das Café ist ein Treffpunkt für Mädchen* und Frauen* jeden Alters. Hier gibt es die Möglichkeit, mit anderen zu plaudern, neue Leute kennen zu lernen und an Workshops und Ausflügen teilzunehmen. Da sich das Programm primär an den Wünschen der Teilnehmerinnen* orientiert, können diese eigene Interessen und Ideen für die Gestaltung des Cafés einbringen.
Beratung
Beratungsgespräche können während des Cafés im Beratungszimmer oder nach Terminvereinbarung in Anspruch genommen werden.
Themen sind beispielsweise Berufsorientierung, Jobsuche und Verfassen von Bewerbungen, Ausfüllen diverser Anträge, Abklärung von finanziellen Ansprüchen, familiäre Fragen und Probleme. Bei Bedarf wird für die Mädchen* und Frauen* nach den passenden Einrichtungen für ihre spezifischen Anliegen gesucht und sie werden nach Wunsch dorthin weitervermittelt. Nach Absprache ist möglich, in der jeweiligen Erstsprache beraten zu werden.
Beide Angebote werden ausschließlich von weiblichen* Mitarbeiterinnen durchgeführt und sind anonym und kostenlos!
Digitale Jugendarbeit – kein Projekt, sondern eine Arbeitsweise
Vorgeschichte
Der Konsum der sozialen Medien wurde in den letzten Jahren zunehmend zu einer wichtigen Komponente im Leben der Jugendlichen und bedarf mehr Aufmerksamkeit. Uns war klar, dass die Unterscheidung zwischen digitalen und nicht -digitalen Bereichen aus technischen und pädagogischen Überlegungen der Jugendarbeit kommt und das Leben von Jugendlichen nicht ausreichend reflektiert, weil diese selbst eine solche Trennung nicht vornehmen. Deshalb erschien es dem Team als wichtig, auch diesen Lebensbereich aktiv zu begleiten. Der Fokus wurde in erster Linie darauf gelegt, dass die digitalen Angebote die nicht-digitalen ergänzen.
Die Covid-19-Krise im Frühling 2020 war ein Wendepunkt für die Online-Angebote von JUVIVO.21, denn sie hat klar gemacht, wie wichtig und effektiv eine gut ausgebaute digitale Jugendarbeit sein kann. Anhand der aus der neuen Situation gewonnenen Erfahrungen und der Diskussionen über diese ist das Betreuungsteam zu der Schlussfolgerung gekommen, dass die digitale Jugendarbeit nicht nur als Ergänzung für die nicht digitalen Angebote gesehen, sondern als eigenständiger Bereich weiterentwickelt werden sollte, mit dem Ziel, eine größere Reichweite zu generieren und neue Themenbereiche abzudecken.
Ziele des Angebots
- Jugendliche auch online kennenlernen bzw. erreichen
- Themen aufgreifen, die für Jugendliche wichtig sind. Diese Themen können online UND offline weiter bearbeitet werden
- Gewappnet sein für die Zeiten, in denen Offline-Jugendarbeit nicht oder nur eingeschränkt möglich ist
- Jugendkulturen näher verfolgen
- Mediennutzung kritisch begleiten und beeinflussen
- Partizipationsmöglichkeiten erhöhen
- Öffentlichkeitsarbeit
Inhalt des Angebots
Digital Youth Work von JUVIVO.21 umfasst aktuell vier Social Media Kanäle:
- Instagram (@juvivofloridsdorf)
- Podcast/Spotify (@Radio JUVIVO.21)
- Facebook (@juvivofloridsdorf)
Inhaltlich werden Kampagnen bzw. Schwerpunktwochen organisiert, bei denen das Grundsatzschema folgenderweise aussieht: Befragung – Thema aufgreifen – Befragung, d.h. zu Beginn der Aktion wird nach der Positionierung der Jugendlichen zum Thema gefragt sowie ihr Informationsstand bzw. Interesse festgestellt, dann wird das Thema anhand der gewonnenen Erkenntnisse aufgegriffen und zum Schluss werden die Jugendlichen noch einmal nach weiteren Meinungen, Informationen oder Positionierungen gefragt. Zu den so bearbeiteten Themen werden regelmäßig optisch sowie inhaltlich einheitliche Postings auf Instagram, Facebook und Spotify erstellt. Durch diese Vorgangsweise können die Jugendlichen besprochene Themen mitbestimmen und mitgestalten. Die Angebote sollen jugendgerecht, lustig, interessant dargestellt werden und gute grafische Qualität haben. Folgende Punkte werden bei den Postings priorisiert:
a. Gendergerechte und leicht verständliche Sprache,
b. Jugendgerecht/jugendorientiert bleiben, nicht übermäßig „Pädagogisieren“,
c. Jugendliche einbinden (mitmachen lassen, Ideen annehmen und aufgreifen),
d. Wiedererkennungswert, einheitliches Erscheinungsbild auf den div. Plattformen
e. Gute Qualität der Darstellungen/Posting,
f. Starker Bezug zur Lebenswelt der Zielgruppe(n) und zum Grätzl – Stichwort: Lokalpatriotismus.
Bro&Konta – Lasst Brüder nicht kämpfen!
Bro&Kontra
Zusätzlich zu unserem Digitalen und Hybriden Jugendarbeit-Konzept mit @juvivofloridsdorf haben wir seit Herbst 2021 auch einen weiteren Account auf verschiedenen Plattformen erstellt der anonymer ist und eher projektbezogen genutzt wird.
Dieses Konto soll für verschiedene Film-Projekte zusammen mit Jugendlichen zur Verfügung stehen und auch nur für solche zum Einsatz kommen. Die Jugendlichen bleiben dabei anonym, können aber möglicherweise bei verschiedenen Themen auch nach und nach auch selbstständig die Moderation (also Nachrichten und Kommentare), Schauspielerei, Konzept- und Drehbucherstellung, Film und Ton übernehmen. Zusätzlich zu den Videoprojekten werden dabei Stories, Zeitungsartikel und Fotos gepostet, die dem aktuellen Projektthema angepasst sind und in Zusammenhang stehen. Auch hier werden wie bei unserer Digitalen Arbeit sonst auch, Jugendliche nach ihrer Meinung gefragt (zB. in Form von Umfragen bei Instagram). Dies konnte schon umfangreich bei dem ersten Projekt “Lasst Brüder nicht kämpfen” umgesetzt werden.
“Lasst Brüder nicht kämpfen”
Die Demonstrationen in Favoriten 2020, bei denen türkische und kurdische Menschen sich gegenüber standen und die eskaliert sind, hatten Diskussionen losgetreten. Wer waren diese Jugendlichen? Wieso waren sie gewaltbereit? Was war dort wirklich passiert? Obwohl in den Medien Politiker*innen, Jugendarbeiter*innen und Journalist*innen dazu gesprochen haben, kamen die Betroffenen kaum oder nicht zu Wort.
Gemeinsam mit Jugendlichen haben wir 2021 dazu ein Filmprojekt gemacht, bei dem Betroffenen eine Stimme haben und ihre Eindrücke, Erfahrungen und Kommentare zu den Ereignissen zu Wort bringen konnten. Dieses Projekt sollte bei der Zielgruppe Reflexion anregen und neue Diskussionen anstoßen “Warum kämpfen wir eigentlich?”
Unsere Mitarbeiterin Pamina Gutschelhofer hat ihre Bachelorarbeit diesem Thema gewidmet und konnte durch Vernetzung mit BOJA das Projekt im Sommer 2021 starten. Das Drehbuch, das gemeinsam mit Jugendlichen ausgearbeitet wurde, basiert zum größten Teil auf den eigenen Erfahrungen von Jugendlichen während der Demonstrationen in Favoriten. Der Dreh fand im September statt und nach viel Vorbereitung, Schnitt, Musik, Ton und vielen Besprechungen und Reflexionen konnte das erste Video am 15.11.2021 online gehen. Jugendliche wurden in jeden Schritt mit einbezogen und konnten mitentscheiden. Bei Jugendlichen und Vernetzungspartner*innen kam das Projekt durchwegs gut an und unsere Mitwirkenden konnten Inspiration für das nächste Projekt finden.
Das Projekt ist auf den folgenden Plattformen aufrufbar:
Job Shadowing Wien-Berlin
Seit 2019 läuft bei dem Projekt Job Shadowing Wien-Berlin ein Fachkräfteaustausch zwischen Verein JUVIVO in Wien und Outreach gGmbH in Berlin. Job Shadowing sieht vor, dass Mitarbeiter:innen von beiden Vereinen sich gegenseitig in ihrer alltäglichen Arbeit begleiten und gemeinsam darüber reflektieren.
Ziele
Durch das Job Shadowing sollen Mitarbeitende von Outreach und JUVIVO unterschiedliche Formen der gemeinwesenorientierten Arbeit und der Jugendarbeit präsentiert bekommen, darüber reflektieren und eventuell diese in der eigenen Praxis adaptieren. In dem Projekt geht es nicht nur um den theoretischen Austausch, sondern auch um aktive Beobachtung und Auseinandersetzung mit der methodisch-praktischen Arbeit beider Vereine in der alltäglichen Arbeit.
Ein weiteres Ziel des Projektes ist eine nachhaltige Zusammenarbeit zwischen beiden Vereinen. Job Shadowing soll demnach der erste Schritt im fachlichen Austausch sein. Das persönliche Kennenlernen in der alltäglichen Arbeitssituation ergibt ein realistisches Bild für die weiteren gemeinsamen Projekte. Langfristig gesehen ermöglicht diese erste Zusammenarbeit auch zukünftige Fachkräfte- bzw. Jugendaustauschprojekte.
Bisherige Durchführung
Bei diesem Projekt waren vier Mitarbeitende aus Wien im Mai 2019 in Berlin zum Job Shadowing. Sie haben in den Bezirken Lichtenrade, Charlottenburg, Marzahn, Tempelhof/Schöneberg, Neukölln, Pankow und Altglienecke an insgesamt 11 Standorten die regionalen Teams in Jugendtreffs, beim Streetwork und bei anderen Angeboten begleitet, sich mit den Teams ausgetauscht, Kooperationspartner:innen von Outreach gGmbh kennengelernt und gemeinsam mit der Geschäftsleitung und Teamleitungen von Outreach eine Abschlussklausur abgehalten, bei der die Ergebnisse des Besuchs noch einmal diskutiert und reflektiert wurden.
Der zweite Teil des Projektes, in dessen Rahmen Mitarbeiter:innen von Outreach Angebote von JUVIVO in Wien besuchen werden, wurde wegen der Covid-19-Pandemie bis auf weiteres verschoben.
Wir freuen uns schon, wenn wir unsere Kolleg:innen bald bei uns begrüßen dürfen!
Jedleseer Zeitung
Die Jedleseer Zeitung ist ein wichtiges Produkt der guten Zusammenarbeit im Karl-Seitz-Hof und der Umgebung. Sie ist ein gemeinsames Projekt von JUVIVO.21, dem wohnpartner-Team 21, den Wiener Kinderfreunden aktiv, mehreren Mieterbeirät*innen, engagierte Nachbar*innen und Unternehmen der Umgebung. Mitunter beteiligen sich auch andere Institutionen, wie z.B. das Nachbarschaftszentrum, mit Artikeln oder Ankündigungen daran.
Finanziert wurden die zwei Auflagen der Zeitung vom wohnpartner-Team 21. Dankensweise hat Herr Hans Höfer, der Obmann der IG Kaufleute Jedlesee und Redaktor der Zeitschrift Floridsdorfer*in das Layout der Zeitung erneuert und mehrere Seiten bzw. Rubriken vorbereitet.
Die positive Entwicklung der ehemaligen Hofzeitung „Karl-Seitz-Hof Zeitung“ zeigt sich u.a. am gewachsenen Interesse der umliegenden Wohnhausanlagen. Seit 2013 beteiligen sich die Mieterbeirät*innen des Franz-Petritsch-Hofs und seit 2014 die Mieterbeirät*innen der Siedlung Jedlesee an der Gestaltung und Verteilung der Zeitung, weshalb sie in „Jedleseer Zeitung“ umbenannt wurde. Durch die aktive Beteiligung der Nachbar*innen interessierten Institutionen erhöhte sich die Seitenanzahl der ehemaligen vierseitigen Hofzeitung auf 36 Seiten. Die Themen der Zeitung bestehen aus aktuellen Anlässen in den Wohnhausanlagen und der Umgebung (Feste, Veranstaltungen, Neugestaltungen etc.), Angeboten und Berichten der Kinder- und Jugendarbeit, Ankündigungen lokaler Geschäfte, interessante Informationen, Vielfalt, Zusammenleben, gesundheitliche Themen u. ä., sowie Mitteilungen der Mieterbeirät*innen.
Für Jugendliche und Anrainer*innen besteht so die Möglichkeit, sich mit eigenen Beiträgen zu beteiligen und dadurch das Medium Zeitung aus der gestalterischen Perspektive kennen zu lernen.
Wir stellen in der Zeitung regelmäßig unser Programm vor, berichten von Aktivitäten und motivieren Jugendliche, sich in irgendeiner Form zu beteiligen. Auch Teilnehmerinnen* des Frauen*café schreiben in der Zeitung Berichte über die Aktivitäten im Rahmen des Frauen*angebots.