Die Stadt Wien – Fachbereich Jugend – benennt jährlich ein Thema, zu welchem JUVIVO Schwerpunkte im Rahmen der Angebote sowie in der Fortbildung setzt. Zusätzlich zu der Bearbeitung dieses wienweiten Jahresschwerpunkts wird bei JUVIVO vereinsintern jährlich ein Thema gewählt, mit dem sich alle Teams im Rahmen eines Mitarbeiter*innentags auseinandersetzen. In der Folge entstehen auch dazu Projekte, Konzepte, Kooperationen und Publikationen.

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Der Jahresschwerpunkt für die Kinder- und Jugendarbeit in Wien 2024 und 2025 lautet „Inklusiv.JA“

Inklusion bedeutet für uns: Alle können kommen, mitmachen, dabei sein.

Ziel in Bezug auf das Thema Inklusion ist erstmal die Sensibilisierung aller Mitarbeitenden von JUVIVO dafür, wodurch gesellschaftliche Behinderungen von Menschen verursacht werden. Wie können wir und unsere Arbeit dazu beitragen, möglichst inklusive Räume zu gestalten? Wir überlegen, welche Ausschlüsse in unseren Angeboten passieren und wie Barrieren abgebaut werden können. Es werden neue Vernetzungen und Kooperationen mit Organisationen der Behindertenarbeit eingegangen. Mit den Zielgruppen werden wir das Thema ebenfalls bearbeiten, z.B. über Filme, über gemeinsame Projekte und über ihre eigenen Erfahrungen.

Ergänzend zum Jahresschwerpunk des Fachbereichs Jugend und Bildung der Stadt Wien, setzten wir immer wieder vereinsinterne Schwerpunkte, die wir u.a. im Rahmen eines Thementags behandeln:

JUVIVO hat 2024 einen Thementag, einen internen Weiterbildungstag für alle JUVIVO-Mitarbeiter:innen, mit folgendem Titel veranstaltet:

Rahmen sprengen, Rahmen halten – Akzeptierende Haltung in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit drinnen und draußen

Zum Einstieg hat uns Katharina Röggla, eine Pädagogische Leitung von JUVIVO, mit einem Impuls zu Akzeptierender Haltung in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit mitgenommen und so das Thema eröffnet. Die Fragen lauten: Wie können wir akzeptierende Haltung praktisch leben und trotzdem klar machen, dass wir nicht alles gut finden, was Jugendliche tun? Wie können wir akzeptierend arbeiten und gleichzeitig darauf schauen, dass sich in unseren Einrichtungen möglichst alle Kinder und Jugendlichen wohlfühlen?

In Workshops konnten die Teilnehmenden unterschiedliche Aspekte des Themas in Kleingruppen aufgreifen:

Georg Baumgartner, Pädagogische Leitung von Rettet das Kind Wien diskutierte, wie weit Jugendliche mit aggressivem und grenzverletzendem Verhalten, Grenzen von Jugendarbeiter:innen ausreizen können.

Elise Mory, Jugendarbeiter:in beim Verein Bahnfrei stellten Überlegungen an, ob und wie Jugendarbeit ohne Hausverbote machbar ist.

Romeo Bissuti, Mitarbeiter der Männerberatung und Leiter des Männergesundheitszentrums MEN, erarbeitete gemeinsam Werkzeuge zur Bearbeitung von individuellen sowie Team-Grenzen.

Gabi Wild, ehem. pädagogische Leitung JUVIVO, Supervision und Mitarbeiterin im Studiengang Soziale Arbeit, dachte mit uns über eine akzeptierende Haltung als Arbeitsprinzip auch im öffentlichen Raum nach.

Marcus Becker, Diplompädagoge, Coach, Supervisor, Schulsozialarbeiter eröffnete den Raum, um über “schwierige Kinder” zu sprechen.

Abschließend diskutierten wir Herausforderungen mit der akzeptierenden Haltung und unterschiedlichen Zielgruppen mit allen Teilnehmenden und einigen Gäst:innen am Podium. Letztendlich mussten wir gemeinsam festhalten, dass es gar keine einfache Aufgabe ist, immer offen zuzuhören, Handlungen und Entscheidungen der Zielgruppen anzunehmen, trotzdem oder genau deswegen hat uns dieser Tag bestärkt, Teams der offenen Kinder- und Jugendarbeit dabei zu unterstützen, ihre Grenzen zu reflektieren, zu kennen und manchmal auch in Richtung Akzeptanz zu verschieben. Die Thementage sehen wir dafür als wichtiges Tool – und: Der nächste kommt bestimmt!

Programm

Zu diesem Thema haben wir am 2.6.2022 einen Thementag organisiert: Auswirkung von Lebenswelten auf Gesundheit und Chancen

Gesundheit(-skompetenz) ist nicht nur der Jahresschwerpunkt 2021/2022 der Wiener Kinder- und Jugendarbeit, sondern generell ein Thema mit Hochkonjunktur – voll im Trend haben also auch wir uns auf dem JUVIVO-Thementag 2022 damit beschäftigt.

Zum Einstieg hat uns Saskia Ehrhardt, von der FH Campus Wien, auf einen spannenden Spaziergang zum Thema mitgenommen: Woher kommt eigentlich der aktuelle Hype um Gesundheit? Was hat das mit dem Erhalt von Arbeitskraft zu tun? Und warum müssen wir alle eigentlich gerade so schrecklich gesund sein? In der anschließenden Diskussion hat sich wieder mal gezeigt, wie sehr uns in der Jugendarbeit die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Zielgruppen am Herzen liegen und wie wichtig es ist, sich nicht von medialen und gesellschaftlichen Diskursen und Entwicklungen in eine Ecke treiben zu lassen. Gesamtgesellschaftlich wird Gesundheit derzeit zu einem Normativ, einer Erwartungshaltung, der wir entsprechen sollen und für die wir selbst Verantwortung tragen. Wie wir einen kritischen Umgang mit dieser Entwicklung finden können, uns aber trotzdem nicht komplett vom Thema abwenden, wurde am Nachmittag in vier Workshops diskutiert.

Wir nehmen unsere Zielgruppen als Expert*innen wahr, die sich oft sehr wohl um ihre eigene Gesundheit kümmern können. Nicht alle Strategien, die sie dabei anwenden, gelten allerdings gesellschaftlich gesehen als gesund. Ein ressourcenorientierter Blick ermöglicht es der Jugendarbeit, den Besuch eines Fast Food Lokals als gesellschaftliche Teilhabe, den Burger als Belohnung und delinquentes Verhalten als Selbstschutz neu zu denken.

In diesem Sinne wollen wir also nicht nur danach fragen, was unsere Zielgruppen tun sollten, um gesund zu bleiben, sondern auch darüber sprechen, was sie bereits tun um gesund zu bleiben. Besonders wichtig ist uns, dass wir dazu beitragen wollen, dass unsere Zielgruppen möglichst gesunde Lebensbedingungen vorfinden, damit es ihnen gut geht: Wenn alle genug Geld zum Leben haben, niemand Angst haben muss, abgeschoben zu werden und alle die gleichen und besten (Aus-)Bildungschancen haben, dann reden wir auch gerne wieder über die gesunde Jause als Gesundheitsförderung.

“Ich hab mir gedacht, na super, jetzt schon wieder einen ganzen Tag über Gesundheit reden, was gibt´s denn da noch zu sagen?”, hat uns ein Teilnehmer rückgemeldet, “und dann war es plötzlich so spannend!”

Programm