„Um Anna Mabo zu zitieren: „Heute ist das gestern von morgen, es ist so gut, dass du das weißt. Heute ist das gestern von moregen, was auch immer das heißt. Heute ist das gestern von morgen und wenn du dein heute verscheißt, kannst du sicher sein, dass du dir übermorgen immer noch in den Arsch dafür beißt.“
Zeit ist ein Konstrukt. Eine menschliche Erfindung um unser Zusammenleben zu organisieren. Zeit ist ein Konstrukt, aber das macht sie nicht weniger real. Zum gemeinsamen Trainieren und gemeinsamen Leben müssen wir gleichzeitig anwesend sein, wir müssen uns auf eine Geschwindigkeit einigen und die unterschiedlichen Zeitressourcen organisieren. Darum und um mehr geht es in unserem neuen Stück „Mit dem Rücken zur Zukunft“. Das Zirkustheaterstück dauert zirka 90 Minuten und hat eine Pause. Neben Akrobatik, Jonglage , Tanz, und Schauspiel, arbeiten wir auch mit Musik und Text.
Wir, die Circus Company, sind einen Gruppe von 13 Artistinnen, 13 Freundinnen und13 ehemaligen Zirkuskinderkurs-Kindern. Wir haben alle die Kinderkurse des Circus Luftikus und der Zirkuswerkstatt besucht und nie wieder mit Zirkusturnen aufgehört. Unser Kurssystem haben wir dabei immer wieder verändert und angepasst. Inzwischen unterrichten wir eigentlich fast alle selbst in den Kinderkursen bei uns und trainieren viel zusammen. Außerdem sind wir gute Freundinnen und verbringen unsere gemeinsame Zeit neben Arbeiten und trainieren auch gerne mit gemeinsamen Reisen, gegenseitigem Vorlesen, tanzen, Twister spielen und Kühe suchen. Wir sind zwischen 18 und 24 Jahre alt und leben, arbeiten und studieren alle hauptsächlich in Wien.
Als wir diesen Herbst begonnen haben zu überlegt, dass wir gerne eine gemeinsame Aufführung machen würden, war gemeinsame Zeit als Thema schnell gefunden. Unser Arbeitstitel war damals „Deine Zeit – Meine Zeit“ welcher unser grundlegendes Interesse gut beschreibt. Wie gehen wir unterschiedlich mit Zeit um, wie viel Zeit hat wer und wie nehmen wir Zeit verschieden war? “ (Wanda Perner, Teilnehmerin der Circus Company)
Diese Fragen und noch ein paar mehr wurden in der Aufführung der Circus Company an drei Aufführungstagen teils abstrakt und teils explizit behandelt. Die 13 jungen Erwachsenen spielten auf einer Bühne die entfernt an ein Wohnzimmer erinnert. Trapeze wurden hier zum Ort der Morgenroutine, Körper zu Einrichtungsgegenständen und Keulen zum überfordernden Arbeitsauftrag oder zur Grundlage von Gemeinsamkeit. Technische Umsetzung und inhaltliche Auseinandersetzung gingen dabei stets hand in Hand. Die gemeinsame Suche nach der Zeit mit Musik, Text in deutscher Sprache, Artistik und Performance begeisterte insgesamt an die 300 Zuschauer*innen.