Gleiche Rechte und Chancen für alle Kinder und Jugendliche!

Für einen gerechteren Umgang mit jungen AsylwerberInnen und jungen Menschen mit ungeklärtem bzw. prekärem Aufenthaltsstatus

JUVIVO hat den öffentlichen Auftrag und das Ziel, mit Angeboten der offenen Kinder- und Jugendarbeit die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern, und zwar unabhängig von ihrem soziokulturellen Hintergrund oder Aufenthaltsstatus. Um diesen Auftrag erfüllen zu können, bedarf es Rahmenbedingungen, die eine gesunde Entwicklung junger Menschen ermöglichen. Die UN-Kinder- und Menschenrechte stellen die Grundsätze eines solchen Rahmens dar, zu deren Umsetzung sich Österreich verpflichtet hat. Wir beobachten aber einen Umgang mit jungen AsylwerberInnen und jungen Menschen mit ungeklärtem bzw. prekärem Aufenthaltsstatus, der weder die Menschrechte noch die Kinderrechte ernst nimmt.

Für die Persönlichkeitsentwicklung von jungen Menschen müssen – abgesehen von materiellen Grundbedürfnissen – grundlegende Identitätsbedürfnisse erfüllt werden. Die fünf wichtigsten sind nach John Burton die Bedürfnisse nach Sicherheit, Zugehörigkeit, Wirksamkeit, Anerkennung und Sinn. In unserem Alltag als JugendarbeiterInnen haben wir aber immer wieder mit Kindern und Jugendlichen zu tun, für welche die Erfüllung dieser Bedürfnisse nicht möglich ist:

  • Junge AsylwerberInnen, deren „Taschengeld“ im Rahmen der Grundversorgung nicht ausreicht, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln den nächsten Deutschkurs zu erreichen, erleben keine Zugehörigkeit.
  • Junge AsylwerberInnen, deren Wohnort sich von einem Tag auf den anderen durch Verlegung der Unterbringung oder Abschiebung ändert, erleben keine Sicherheit.
  • Junge Menschen, die vom Arbeitsmarkt bzw. Zugang zu Bildung weitgehend ausgeschlossen sind, und denen politische Mitbestimmungsrechte verwehrt werden, haben es schwer, ihr Bedürfnis nach Wirksamkeit zu befriedigen.
  • Medienberichterstattung, die Personen nichtösterreichischer Herkunft systematisch in ein kriminelles Licht rückt, und regelmäßig erfahrener Alltagsrassismus vermitteln jungen Flüchtlingen keine Anerkennung.
  • Junge Menschen, deren Perspektiven ungewiss sind, können sich nur schwer Ziele für ihr Leben setzen und können ihr Bedürfnis nach Sinn nicht erfüllen.

Mit der Nichterfüllung dieser Bedürfnisse – wie oben beispielhaft angeführt – werden Kindern und Jugendlichen Kinder- und Menschenrechte verwehrt. Die Teilhabe an der Gesellschaft – und damit auch das Zusammenleben – werden erschwert, solange einem Teil der Bevölkerung grundlegende Rechte vorenthalten bleiben.
Zur Erfüllung unseres Auftrags, Kinder und Jugendlichen in einer gesunden Entwicklung zu begleiten und ihre Lebenssituation zu verbessern, fordern wir daher adäquate Rahmenbedingungen:

  • Wir setzen uns für eine mediale Berichterstattung ein, die Kinder und Jugendliche nicht instrumentalisiert: Auch wenn die Veröffentlichung von dramatischen Einzelschicksalen in einzelnen Fällen Verbesserungen bringen kann, so wird damit die strukturelle Benachteiligung vieler Betroffener verschleiert. (siehe dazu auch Artikel 17 des Übereinkommens über die Rechte des Kindes, nachzulesen hier)
  • Wir fordern die vollumfassende Verankerung der UN-Kinderrechte in der Verfassung – auch junge AsylwerberInnen und jungen Menschen mit ungesichertem Aufenthaltsstatus sollen in Österreich Lebensbedingungen vorfinden, in denen die UN-Kinderrechte verwirklicht sind.
  • Das bedeutet unter anderem die Gleichstellung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen mit allen anderen Kindern und Jugendlichen, die nicht in ihren Familien aufwachsen können, und zwar hinsichtlich der rechtlichen, faktischen und finanziellen Rahmenbedingungen. Diesbezüglich schließen wir uns den Forderungen der Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs an. (nachzulesen hier)
  • Jugendliche AsylwerberInnen und Kinder jedweden Aufenthaltsstatus sollen mit ihren Potentialen wahrgenommen werden und Chancen zu deren Verwirklichung erhalten – das bedeutet unter anderem auch Zugang zu (Aus)bildung und sinngebender Beschäftigung. Diesbezüglich unterstützen wir die Kampagne „machen-wir-uns-stark“.

Rückfragehinweis:

Mag.a Katharina Röggla, MA (FH)
Pädagogische Leitung
Verein JUVIVO Tel +43 660 588 48 67
1170 Wien, Ottakringer Straße 54
katharina.roeggla@juvivo.at
www.juvivo.at
ZVR 551159099

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